„Kapital einer Stiftung ist quicklebendig“
Wilhelm Dannenbaum war von 2003 bis 2017 Finanzvorstand von Lebenswerk Zukunft. Unser Foto zeigt ihn auf dem Stifterfest am 22. Juni 2012.Thomas Wilk
Wie sind Sie 2003 zu Ihrem Vorstandsposten bei der Stiftung gekommen? Warum engagierten Sie sich ausgerechnet bei Lebenswerk Zukunft?
Während meiner jahrzehntelangen Tätigkeit als Banker und neben meiner Familie blieb wenig Zeit für weitere Aktivitäten. Denn auch ein Ehrenamt muss mit Engagement ausgeübt werden. Fünf Jahre vor meinem Ruhestand sprach mich Pfarrer Wolfgang Tripp an, der damals Vorstand des DiCV war. Wir kennen uns seit unserer Jugend in der Stuttgarter Kirchengemeinde St. Eberhard. Als der Caritasverband damals beabsichtigte, eine eigene Stiftung zu gründen, schlug Pfarrer Tripp mich als den ehrenamtlich tätigen Vorstand für die Finanzen vor. Das passte damals genau in meine mittel- und längerfristige Lebensplanung. Nachdem ich Thomas Reuther, der als hauptamtlicher Vorstand vorgesehen war, kennengelernt hatte, habe ich zugesagt.
Bei welchen wichtigen Entscheidungen kam Ihnen Ihr beruflicher Hintergrund als Bankdirektor zugute?
Betriebs- und volkswirtschaftliche Kenntnisse aus der Sicht der Bank und der Kunden ganz allgemein kamen mir natürlich sehr zugute, vor allem bei der sach-, ertrags- und risikogerechten Anlage der uns überlassenen Kapitaleinlagen der Treuhandstiftungen und der CaritasStiftung selbst. In der Aufbauphase konnte ich die passende Buchführung und die Zuordnung der Erträge mittels eigener Excel-Tabellen entwickeln und zuordnen.
"Stiftungen werfen Erträge ab und stiften Sinn"
Welche Rückschläge in Ihrer vierzehnjährigen Stiftungs-Arbeit mussten Sie hinnehmen?
Rückschläge gibt es in jedem beruflichen und privaten Leben, somit auch im Ehrenamt. Wichtig ist es, daraus Lehren für die Zukunft zu ziehen. Für die CaritasStiftung verursachte die weltweite Bankenkrise 2008/09 einen großen Rückschlag. Denn daraus resultierten deutliche geringere Erträge und damit geringere Ausschüttungen für die Stiftungen.
Was antworten Sie Menschen, die sagen, eine Stiftung sei "totes Kapital"?
Stiftung und "totes Kapital"? Das ist ja ein Widerspruch in sich! Das Kapital wirft Erträge ab. Diese Erträge fließen über den Stiftungszweck in handfeste Projekte, die wiederum einen hohen Nutzen bringen und auch "Sinn stiften". Also ist das Kapital einer Stiftung quicklebendig, nicht tot.
"Jedes Familienmitglied sollte seine Freiheiten haben"
Was geben Sie den Finanzverantwortlichen der sozial ausgerichteten Stiftungen mit auf den Weg?
Sich immer wieder an der Stiftungssatzung und vor allem am Stiftungszweck zu orientieren und danach zu handeln. Und ein Tipp für die Geldanlage: Immer sehr auf die Risikostreuung und nicht auf Gewinnmaximierung zu achten.
Hat Ihre Familie unter Ihrer Tätigkeit für die CaritasStiftung gelitten?
Ein schlichtes klares Nein! Jede Familie sollte sich von Anfang an darüber im Klaren sein, dass neben den Gemeinsamkeiten und dem Beruf jedes Familienmitglied seine persönlichen Freiheiten hat und diese auch leben kann. So haben wir das seit jeher praktiziert.
Planen Sie, irgendwann eine eigene Stiftung zu gründen?
Nein. Das hat persönliche Gründe innerhalb unserer Familie. Wären diese nicht so speziell, könnten meine Frau und ich uns schon eine Stiftungsgründung vorstellen.
Zur Person
Wilhelm Dannenbaum, geboren am 27. Juni 1946 in Ellwangen/Jagst, war von der Gründung am 9. September 2003 bis zum 27. April 2017 Finanzvorstand der CaritasStiftung in der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Er erhielt für seine Verdienste die Martinusmedaille der Diözese Rottenburg-Stuttgart und das Ehrenzeichen in Gold des Deutschen Caritasverbandes. Wilhelm Dannenbaum ist verheiratet und hat einen Sohn.