Sich gegenseitig helfen in schwieriger Lage
Die Teilnehmer finden in der Rottweiler Trauergruppe Verständnis, Halt und Trost. Gemeinsam entwickeln sie Strategien für den Weg aus der Trauer.sabinevanerp/pixabay
Die Teilnehmenden, die sich alle in einer ähnlichen Situation befinden, vermitteln sich in der Gruppe gegenseitig Verständnis, geben sich Halt und Trost, finden gemeinsam Strategien zur Bewältigung ihrer Situation und tauschen nützliche Informationen aus. So lernen sie, mit der schwierigen Situation besser umzugehen, erfahren positive Veränderungen auf ihrem Weg aus der Trauer und finden neue Kontakte. Auch gute Freundschaften aufgrund gemeinsamer Interessen entstehen hier. Das ist insofern wichtig, da alte Freundschaften in diesen Krisen oft zerbrechen.
Geleitet wird die Gruppe von zwei Menschen, die in der Trauerarbeit fachkundig sind: von Marie-Theres Fischer und dem Rottweiler Arzt Dr. Peter-Michael Ilg. Sie geben wichtige Informationen zum Trauerprozess, erklären die Gefühlslage und das "andersartige" Verhalten während der Trauer, weisen auf psychosomatische Symptome und - falls notwendig - auf eine medizinische Betreuung hin und stärken die Einzelnen in ihrer persönlichen Art des Trauerns, wo sie können. Sie achten auf die Einhaltung der Gruppenregeln und strukturieren die Gespräche.
Die Teilnehmer helfen und stützen sich gegenseitig in der Gruppe
Die Treffen gliedern sich in drei Phasen. In einer "Blitzrunde" sprechen die Teilnehmenden unkommentiert über ihre Situation und über Fragen, die sie beschäftigen: Was ist gerade besonders schwer für mich? Was trägt mich? Nach einem Austausch über die wichtigsten aktuellen Probleme gibt es eine Kaffeepause und Zeit für Gespräche und für das Vertiefen von Kontakten. Am Schluss stehen eine Reflexionsrunde und ein Impuls zu einem Trauerthema wie beispielsweise Einsamkeit oder Identitätsfindung; dabei steht vor allem der Austausch über Bewältigungsmöglichkeiten und die Förderung des Mutes zu neuen Schritten im Mittelpunkt. Ein Bewegungsritual zu geistlicher Musik beendet das Treffen. Einmal im Jahr verbringt die Gruppe ein gemeinsames Wochenende in einem Kloster. Etwa alle zwei Jahre werden kompetente Referenten zu einem besonderen Trauerthema wie "Veränderte Gottesbeziehung in der Trauer" eingeladen.
Die Teilnahme an der Gruppe ist gebührenfrei und steht allen - unabhängig von Alter, Stand und Konfession - offen; daher der Name "Offene Trauergruppe". Die Dauer ist nicht begrenzt: Jeder kann so lange daran teilnehmen, wie er oder sie es für richtig hält; entscheidend ist der Fortschritt auf dem persönlichen Trauerweg. Manchen Teilnehmer bleiben drei Jahre in der Runde. In den fast 20 Jahren des Bestehens der Gruppe haben sich vier Paare gefunden und mehrere Frauenfreundschaften entwickelt. Eine Fortsetzungsgruppe von 16 ehemaligen Teilnehmer*innen trifft sich weiter in Eigenregie seit Jahren alle zwei Monate.
Hintergrund: Die Offene Trauergruppe Rottweil besteht seit Anfang 2005 unter dem Dach der katholischen Erwachsenenbildung. Gegründet wurde sie von Dr. Peter-Michael Ilg, Marie-Theres Fischer und Christa Hezel. Anlass war ihre persönliche Erfahrung im Hospizdienst und der Notfallnachsorge mit der emotionalen Lage der Angehörigen von Verstorbenen. Zu der Zeit mangelte es im Raum Rottweil an einer längerfristigen Versorgung hilfesuchender Trauernder in Form einer geführten Gruppe.
Mehr Informationen über die Caritas-Hospiz-Stiftung Peter Michael.