„Sinnvolles tun – weit über die eigene Lebensspanne hinaus“
Professor Hans Fleisch: "Die Stiftung ermöglicht den Stiftenden, weit über die eigene Lebensspanne hinaus gute Taten in die Welt 'hineinzuschaffen'." Unser Bild zeigt den Stiftungs-Experten auf einer Veranstaltung in Stuttgart im Oktober 2019.Thomas Wilk
Wir haben Tag für Tag unzählige Möglichkeiten, um Gutes zu tun. Darunter bietet die Stiftung eine Besonderheit: Sie ermöglicht den Stiftenden und Zustiftenden, weit über die eigene Lebensspanne hinaus gute Taten in die Welt "hineinzuschaffen" gemäß den Vorgaben, die sie in der Stiftungssatzung festgelegt haben. Denn der individuelle Stifterwille bleibt auf Dauer verbindlich. Die Stiftungsorgane sorgen als Treuhänder außerdem dafür, dass die materielle Quelle - das Grundstockvermögen der Stiftung - nicht versiegt. Darüber hinaus kann eine Stiftung auch als Sammelstelle für ein Gute-Zukunft-Kapital in Form von Erbschaften und Zustiftungen dienen.
"Interessante Engagementplattform für Gestaltungswillige"
Niemand bestreitet heute, dass die Orientierung am Kriterium der Nachhaltigkeit unverzichtbar für ein dauerhaftes, gutes Zusammenleben ist. Bei der Stiftung gehört die Nachhaltigkeit seit jeher zum Wesenskern. Dies ist nicht mit Starrheit zu verwechseln. Denn mit der Stiftung kann - im Rahmen der Satzung - grundsätzlich die volle Bandbreite der Wirkmöglichkeiten zugunsten guter Zwecke flexibel genutzt werden. Dies gut hinzubekommen, ist durchaus eine Herausforderung - aber das macht die Stiftung eben auch zu einer interessanten Engagementplattform für Gestaltungswillige.
Kritik als Ansporn, das eigene Handeln zu optimieren
Gut eingesetzt, kann die Stiftung ein machtvolles Instrument sein. Natürlich kann sie auch missbraucht werden. Doch dies spricht indes nicht per se gegen dieses Instrument an sich, sondern dafür, rechtzeitig und unzweideutig den gemeinwohlförderlichen Rahmen zu setzen. Kritik sollte die Verantwortlichen in der Stiftung zusätzlich anspornen, ihr Handeln zu optimieren. Denn wie sinnvoll eine Stiftung als Instrument ist, hängt letztlich von ihren Zwecken und vor allem davon ab, wie wirksam die Zweckverwirklichung gelingt. Und dieses Gelingen ist seit Jahrhunderten vielfach und vielfältig zu beobachten.
Zur Person: Hans Fleisch
Der Rechtsanwalt war unter anderem für die Allianz Lebensversicherung, die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung, die VolkswagenStiftung und den Bundesverband Deutscher Stiftungen (als Generalsekretär) tätig. Heute berät er Stiftungswillige und Stiftungen und arbeitet in verschiedenen Unternehmensbeteiligungsstiftungen. Der mehrfache Großvater und Hobbylandwirt gründete die Stiftung Berlin Institut und engagiert sich in gemeinnützigen Organisationen und als Honorarprofessor ehrenamtlich.