Wichtig, andere Denkweisen und Meinungen zu verstehen
Monika Gonser (r.) ermutigte im Gespräch mit Stephanie Oeben dazu, auch andere Standpunkte zu verstehen und auf das Gegenüber zuzugehen - auch wenn die Meinung eine andere ist.Thomas Wilk
Nur so könne ein fruchtbarer Dialog entstehen, der Gräben überwinde und sie nicht vertiefe, so Gonser. Ihr Credo: mehr miteinander reden, die Anliegen des anderen verstehen. Und dies sowohl in großen politischen Prozessen wie im privaten Umgang. Gonser, die die Intersectoral School of Governance Baden-Württemberg in Heilbronn leitet, verdeutlichte den Ansatz Ihres Instituts. Alle Angebote richten sich an verschiedene gesellschaftliche Gruppen wie Verwaltungen, Wirtschaftsunternehmen und Organisationen der Zivilgesellschaft. Aufgrund der heterogen zusammengesetzten Teilnehmer sollen viele Reflexionsprozesse entstehen. Verwaltungen sähen Sachverhalte anderes als soziale Organisationen oder Wirtschaftsunternehmen.
"Nicht die jeweils andere Seite überrollen"
Groß war das Interesse der Teilnehmenden am Vortrag von Monika Gonser. Ein intensiver Meinungsaustausch und zahlreiche Fragen machten den Gesprächsbedarf deutlich.Thomas Wilk
Dieses Vorgehen empfahl Gonser zur Gestaltung von Gesellschaft: "Globale Probleme wie den Klimawandel kann weder der Staat noch die Wirtschaft oder Zivilgesellschaft allein lösen. Dafür müssen alle Beteiligten an einem Strang ziehen. Und das kann nur gelingen, wenn alle möglichst gut verstehen, wie das jeweils andere System funktioniert." Auch für die Arbeit von Stiftungen könne dieser Ansatz hilfreich sein. In diesen Kooperationen sei es wiederum wichtig, die jeweils andere Seite "nicht zu überrollen", sondern deren innere Logik zu verstehen. Insofern sei die Pflege eines Dialogs - möglichst in neuen Formaten und an ungewohnten Orten - wichtig für Stiftungen.
Gonsers Ansatz wurde in ihrer Biographie zugrunde gelegt. Nach Umzügen musste sie sich immer wieder auf eine neue Umgebung einstellen. Ein Schuljahr in den USA, die Ausbildung zur Dolmetscherin für Russisch und Englisch und mehrere Jahre in Russland prägten sie. Ihre Promotion schrieb sie über die Etablierung von Arbeitnehmerrechten in den baltischen Staaten. Auch hier ging es darum, andere Verständnisse und Vorgehensweisen kennenzulernen und zu verstehen.
Hintergrund: Das Stuttgarter Zukunftsgespräch unter dem Motto "Gemeinsam Gesellschaft gestalten" richtet sich an Vertreter*innen von Stiftungen, Verbänden, Steuerberatungen oder Notariaten. Es wird organisiert vom Deutschen Stiftungszentrum, dem Stiftungszentrum Stuttgart, der Caritas-Stiftung Stuttgart und der CaritasStiftung Lebenswerk Zukunft.