Während einer Südafrika-Reise 2010 besuchte das Ehepaar Schleif auch Townships in Kapstadt. Wie die Menschen dort leben, war für die Verhältnisse von Sigrid und Ludwig Schleif nicht vorstellbar. Diese Eindrücke bestärkten ihren Wunsch, mit dem eigenen Vermögen Menschen zu helfen, die die Hilfe bitter nötig haben. So entstand am 10. Dezember 2015 der "Sigrid und Ludwig Schleif-Caritas-Stiftungsfonds Eine Welt", den sie mit 100.000 Euro ausstatteten.
Für die Entscheidung, eine Stiftung zu gründen, brauchte das Ehepaar aus Ulm nicht lange: Ihm war ziemlich schnell klar, dass sie eine Stiftung gründen wollten. Und gemäß ihrem Willen, gerade die Ärmsten der Armen zu unterstützen, entschlossen sich Sigrid und Ludwig Schleif dazu, in Absprache mit Angelika Hipp, Vorständin der CaritasStiftung in der Diözese Rottenburg-Stuttgart, die Comboni-Missionare zu bedenken. Die Missionare, die ihren deutschen Sitz in Ellwangen haben, wirken vor allem in Afrika, aber auch weltweit, sind sozial-karitativ tätig. Und sie wissen anzupacken: Unter ihnen sind auch Handwerker, die dafür sorgen, dass Schulen und Brunnen gebaut werden. Tun also genau das, was den Schleifs vorschwebte. Daher genießen die Comboni-Missionare auch das volle Vertrauen des Ulmer Ehepaars. Ludwig Schleif sagt: "Sie können auch vor Ort und im Detail am besten entscheiden, wo das Geld sinnvoll eingesetzt wird. Ohne sie wären viele Menschen in ihrer Not völlig allein."
Teufelskreis von Armut und mangelnder Bildung durchbrechen
Außerdem legen die Missionare viel Wert auf Bildung, unterrichten Kinder vor Ort. Dies wiederum entspricht dem zweiten großen Wunsch des Ehepaars Schleif: "Wir wollen Menschen helfen und ihnen eine Ausbildung ermöglichen. Dann können sie auf eigenen Füßen stehen und sich ihren Lebensunterhalt selbst verdienen." Hilfe zur Selbsthilfe als Kernthema. Schon seit Jahrzehnten fördert das Ehepaar Kinder in Afrika und Asien mit Patenschaften. Bis zum Abschluss der Schule werden die Mädchen und Jungen unterstützt und erhalten so einen guten Start ins Leben.
Doppelbelastung führte zu Wohlstand - dankbar bis heute
Der gelernte Industriekaufmann Ludwig Schleif wechselte nach der Ausbildung in den Baden-Badener Buchverlag Holle. Machte sich dann selbstständig mit dem Vertrieb umfangreicher klassischer Reihenwerke. Auf der Suche nach größeren Räumen kaufte Ludwig Schleif eine Immobilie in Bühl/Baden, in der die Firma "Goldring" Schreibgerätefabrik ansässig war, unter der Bedingung, dass die Firma auszieht. Wie sich dann herausstellte, konnte die Firma Goldring einen Umzug finanziell nicht verkraften. Um das Gebäude nutzen zu können, und da sich für Goldring keine Lösung abzeichnete, kaufte Ludwig Schleif, damals erst 30 Jahre alt, kurzerhand die Firma und übernahm den bisherigen Inhaber als technischen Leiter. Ludwig Schleif machte aus der Firma Goldring wieder ein gesundes Unternehmen.
Einerseits war der unermüdliche Einsatz die Grundlage für den späteren Wohlstand; andererseits war die Doppelbelastung mit Buchvertrieb und Schreibgerätefabrik sehr hoch, zunächst für Ludwig, dann auch für Sigrid, Fachlehrerin aus Hessen, die später im Betrieb mitarbeitete. Urlaub und Freizeit waren begrenzt. Umso mehr genießen die Schleifs nun im Ruhestand ihre Hobbys - Reisen, Wandern, Garten, Lesen. Und vor allem natürlich das Zusammensein mit der Familie (zwei Töchter, sechs Enkel, drei Urenkel) und den Kontakten zu Freunden.
Dabei vergessen Sigrid und Ludwig Schleif nie die Dankbarkeit: "Wir hatten Glück. Wir lebten und leben in einem Land, in dem wir alle Möglichkeiten hatten".