Die für viele Menschen interessanteste Frage gleich zu Beginn: Wie kam es dazu, dass Sie sich gemeinsam mit Ihrem Mann zur Gründung einer Stiftung entschieden haben? Das machen ja nur verhältnismäßig wenige Menschen.
Für meinen Mann und mich war schon lange klar, dass wir etwas an die Gesellschaft zurückgeben wollten. Wir hatten stets ein sehr erfülltes Berufs- und Privatleben, was ja leider nicht allen Menschen und Familien vergönnt ist. Wichtig für uns war, Familien und ihren Kindern in unserer unmittelbaren Umgebung helfen zu können, denen es nicht so gut geht. Wir haben uns dann bei einem guten Bekannten aus Tuttlingen bezüglich einer Stiftungsgründung informiert. Dieser stellte den Kontakt zu Thomas Reuther, dem damaligen Geschäftsführer der CaritasStiftung der Diözese Rottenburg-Stuttgart, her. Er beriet uns, wie wir alles nach unserem Sinne in die Wege leiten können. So haben wir uns für die Gründung einer Treuhandstiftung unter dem Dach von Lebenswerk Zukunft entschieden.
Sie haben sich folglich bewusst dazu entschlossen, eine Caritas-Stiftung zu gründen. War Ihnen der christliche Bezug dabei besonders wichtig?
Mein Mann und ich kommen aus christlichen Elternhäusern, wo gerade auch Werte wie Nächstenliebe vermittelt wurden. Die Gründung einer Stiftung, die diese Werte vertritt, war uns deshalb sehr wichtig. Die CaritasStiftung der Diözese Rottenburg-Stuttgart bietet hierfür ein optimales Umfeld und vertritt die Interessen unserer Stiftung in unserem Sinne. Mein Mann und ich haben daher auch die Gründung und die Zusammenarbeit mit der CaritasStiftung Lebenswerk Zukunft und der örtlichen Caritas Schwarzwald-Alb-Donau nie bereut.
Sie und Ihr Mann Hugo haben drei Kinder. Haben diese Sie bei dem Vorhaben einer Stiftungsgründung unterstützt?
Unsere Kinder haben von Anfang an die Gründung der Stiftung unterstützt. Es ist sehr schön zu wissen, dass auch sie sich gerne für das Wohl anderer Menschen einsetzen. Unsere jüngste Tochter Brigitte - die als Sozialpädagogin auch beruflich mit Menschen in schwierigen Lebensumständen arbeitet - ist gemeinsam mit Manuela Mayer (Regionalleiterin der Caritas Schwarzwald-Alb-Donau) und mir im Vergabeausschuss der Stiftung. Es ist dabei ganz im Interesse meines verstorbenen Mannes, dass sich auch in Zukunft unsere Angehörigen in der Stiftung einbringen. Es ist immer was Besonderes, wenn man Menschen in schwierigen Situationen helfen kann und ihre Freude sieht.
Ihre Stiftung gibt es nun bereits seit 15 Jahren. Gibt es spezielle Ereignisse, an die Sie sich im Besonderen erinnern?
Gerade in der Anfangszeit haben wir auch die Möglichkeit genutzt, Menschen, denen wir durch die Stiftung helfen konnten, persönlich vor Ort zu besuchen. Es war dann sehr schön zu sehen, dass die Lebenssituation der Menschen auch wirklich direkt verbessert werden konnte. Beispielsweise haben wir die Anschaffung eines Autos für eine bedürftige türkischstämmige Familie in Spaichingen finanziert, die damit ihre Kinder zur Schule oder zum Sportverein transportieren konnte. Es hat uns sehr gefreut, dass die Kinder dadurch die Möglichkeit hatten, ihren Interessen nachzugehen und die Familie generell besser am gesellschaftlichen Leben teilnehmen konnte.
Es ist immer was Besonderes, wenn man Menschen in schwierigen Situationen helfen kann und ihre Freude sieht. Ebenso freut es mich sehr und ist mir auch wichtig, wenn Menschen und Familien sich für die Unterstützung bedanken. Hierdurch hat man einen persönlichen Bezug und weiß auch, dass die Hilfe wirklich da ankommt, wo sie auch etwas bewirkt.
Der Stiftungsschwerpunkt liegt auf der Förderung von Familien und deren Kindern im Landkreis Tuttlingen. Was ist Ihnen dabei besonders wichtig? Sie unterstützen ja beispielsweise auch die Schulranzen-Aktion der Caritas im Landkreis Tuttlingen.
Die Kinder aus Familien, die von Armut betroffen sind, sind leider oft die direkten Leidtragenden der Situation. Sie haben dann von Anfang an schlechtere Startchancen als ihre Altersgenossen. Durch die Unterstützung der Schulranzen-Aktion möchten wir als Stiftung genau diese betroffenen Kinder unterstützen. Wichtig ist dabei, den Kindern die Möglichkeit zu geben, ihr eigenes Potenzial nutzen zu können. Ich bin davon überzeugt, dass es am Ende immer jeder selber in der Hand hat, sich eine glückliche Zukunft aufzubauen.
Jedoch haben es Kinder aus armen Familien oder mit Migrationshintergrund - auch aufgrund der Sprachbarrieren - zunächst ungleich schwerer. Deshalb müssen die Familien und ihre Kinder unterstützt werden, damit sie auch ihre eigene Lebenssituation und Zukunft verbessern können.
Sehr schlimm finde ich es beispielsweise, wenn Kinder von Zuhause aus kein Essen mit in die Schule bekommen und hungrig den Tag verbringen müssen. Da sind dann auch direkt die Lernmöglichkeiten beeinträchtigt. Gerade bei solch elementaren Dingen des Lebens ist es mir wichtig zu helfen.
Hintergrund: Die Stifterin Maria Gulden
Maria Gulden (geborene Maier) wurde 1936 in Wurmlingen im Landkreis Tuttlingen geboren. Die heute 83-Jährige ist immer noch sehr aktiv und vital. Sie verbringt ihre Zeit gerne im Kreise ihrer Familie und mit langjährigen Freunden. Viele Jahre besuchte sie regelmäßig Patienten im Spaichinger Krankenhaus, um ihnen seelischen Beistand zu geben oder einfach mit ihnen gemeinsam Zeit zu verbringen.
1958 heiratete sie den Bäckermeister Hugo Gulden, mit dem sie bis 1972 eine Bäckerei in Aixheim führte. 1972 eröffnete das Ehepaar ein Bau- und Immobilienbüro und zog mit den drei Kindern nach Spaichingen. Nach beinahe 30 Jahren übergab Hugo Gulden im Jahr 2000 die Geschäftsleitung an seinen Sohn Berthold. Maria und Hugo Gulden entschieden sich damals, den Menschen in ihrer Nähe, denen nicht so viel Glück im Leben beschieden war, etwas Gutes zu tun. So gründeten sie 2004 eine Treuhandstiftung unter dem Dach der CaritasStiftung der Diözese Rottenburg-Stuttgart (Lebenswerk Zukunft). Hugo Gulden starb im Frühjahr 2019.